Autor Jack, Schreibstube

Tasko

By Jack R Goebel

Labrador, Freund, Begleiter.

Protagonist im „Der Weg zum Selbst“, ein Held und mein Begleiter; ein Freund fürs Leben und solch einmalige, liebevolle Seele in einem Vierbeiner. Tasko war pechschwarz, groß, agil und stets ein freundlicher Gefährte mit seinen hängenden Schlappohren.

Er wurde als Welpe im flauschigen alter von drei Monaten in eine neu gegründete Familie adoptiert, war schon bald der Puffer für so manche Streiterei des frisch vermählten Paares und lag von morgens bis spät abends stets an der Kette im nicht umzäunten Garten. Er war nicht gewollt, sondern als Hochzeitsgeschenk eher etwas, das man auch mit einem Satz Handtücher hätte erledigen können. Dann zumindest wäre es eine Frage des Weiterschenkens oder in irgendeinem Schrank verschwinden und bei Bedarf herausholen gewesen, doch einen Hund, einen Begleiter fürs Leben, den kann man nicht einfach so wegsperren.

Ein Pflichtgeschenk also, wäre da nicht die Seele eines Tieres involviert gewesen.

Also lag er tagein tagaus an ein stählernes und rostiges Treppengeländer gefesselt, während seine Kette gerade einmal so lang bemessen war, dass er sich nicht um den mittig am Platz stehenden Lindenbaum verwickeln konnte, wobei dieser in nur sechs Metern Abstand zur Treppe stand.

Eine riesige Blechschale, die als Wasservorrat diente, war einzig so groß, dass man sie seltener nachfüllen musste, und das wurde auch schon mal vergessen. Bei schlechtem Futter in einem weiteren, viel zu klein bemessenen Blechnapf war der Hund abgemagert und, da allzu selten an der Leine ausgeführt, fand sich seine Notdurft auf dem stets von den Gemeindevertretern gemähten Rasen verteilt. Kurzum, er gab ein armes Bild ab, als ich ihn ein erstes Mal dort im Gras liegen sah.

Ich hatte mit Hunden generell nichts am Hut, und so waren es seinerzeit eher lästige und von Angst begleitete Begegnungen mit diesen fellbewachsenen, oft zähnefletschenden und stets bellenden Tieren, als dass ich mit ihnen eine Freundschaft hätte eingehen wollen oder gar können. Nicht zuletzt eine Begebenheit, eine Erinnerung trägt dieser Abneigung den Hunden gegenüber schuldig, denn als ich, ein kleiner Junge, wie ich es damals um 1970 war, bei der Suche nach meiner kleinen graubefellten Katze in ein Kellerloch spähte und nach meiner Minka rief, dauerte es nicht einmal ein paar Sekunden, bis mich ein grollend bellender, geifernder und nach mir beißender und für mich als Kind riesiger Schäferhund aus jenem dunklen Loche heraus ansprang und mich sicherlich zerfleischt hätte, wäre da nicht der Schreck und somit mein rückwärtsüberschlagen gewesen. Dies hätte an sich noch nicht meine Rettung bedeutet, doch Rex, so hieß der vermaledeite Köter, befand sich an einer Kette angeleint, und konnte so nur zur Hälfte aus dem Kellerloch heraus nach mir fassen.

Die Kette und mein reverser Purzelbaum trennten diesen Zusammenstoß um Haaresbreite, seinen geifernden Speichel spüre ich noch heute in meinem Gesicht, als ich eben diese Zeilen schreibe. Als ich kurz darauf heulend und völlig verschreckt nach Hause rannte, wartete Minka treu auf mich auf der Hausveranda liegend und sich in der Sonne räkelnd. Der Zwischenfall mit Rex liegt nun mehr als fünfzig Jahre in der Vergangenheit und dennoch ist es, als wäre es mir soeben erst widerfahren.

Ich kam also, um etwas im Hause der Frischvermählten zu erledigen, traute mich aufgrund alt eingebrannter Erfahrung nicht an dem mir bereits recht groß erscheinenden Rüden vorbei, wobei  dieser tatsächlich noch so jung, ja ein Welpe noch, gerade einmal ein halbes Jahr wohl zählte. Er kam so freundlich und zutraulich auf mich zu, doch meine Phobie vor dieser Art von Tieren war noch nicht eingedämmt, und wie denn auch? Mein Vater hätte abgewinkt, meine Mutter selbst war kein Tierfreund und psychosomatische Betreuung von angstbefallenen Dorfkindern gab es seinerzeit noch lange nicht. Die Angst war ungerechtfertigt, denn Tasko kam auf mich zu und leckte mir die Hand, die dan auch zögernd seinen Kopf tätschelte.

Es vergingen einige Monate und nichts brachte eine erneute Begegnung hervor, bis ich eines Nachmittags erfuhr, dass der wohl nicht so wirklich glücklich Frischvermählte nachts an einem Baum zerschollen war, familiäre Undingbarkeiten führten zu einem betrunkenen nächtlichen Fluchtfahrt in Richtung der nächsten Kneipe, die Kurve kam zu schnell, der Baum stand im Weg, der Flug aus dem Seitenfenster, während sichdas Auto zigfach überschlug endete in einem knochenbrechenden Aufschlag im Feld und erst als man den Unglücklichen Stunden später fand, fiel niemandem auf, dass der Hund des Herrchens auch im Fahrzeug gewesen war.

Dieser wurde ebenso aus dem Fenster geschleudert, blieb aber aufgrund seines jungen Welpendaseins unverletzt und, nicht ahnend, was geschehen, verflüchtigte er sich in die umliegenden Wälder. Man weiß nicht, ob er sich bei dem ohnmächtigen, zerbrochen im Feld liegenden und mit zahllosen Brüchen in Körper und Seele dem Tod nähernden Herrchen noch einmal zuwandte, oder gleich ein Reißaus nahm, um aus dem Gottverdammten Elend seines Daseins einen Neustart zu beginnen.

Dieser verlief indes in einer Felsnische im Wald, wo ihn erst nach einer Woche ein ansässiger Förster auffand, anlockte, mit nach Hause nahm und fütterte sowie pflegte und hegte. Bis herausgefunden war, zu wem die schwarze Fellnase denn wohl gehören möge, verging nicht einmal ein Tag, denn längst war bekannt geworden, dass der Hund des Verunglückten mit im Fahrzeug gewesen sein musste, von ihm fehlte jedoch jedwede Spur.

Da die frisch angetraute Ehedame sich umgehend von jeglicher Verpflichtung lossagte, lag ein zerbrochener Mensch für einige Monate reglos im städtischen Hospital, während ein kleiner Hund in fremde Hände, aufgrund des genommenen Trauma allerdings die letzte Option ein Tierheim gewesen wäre, was dem zutief traumatisierten Tasko den sicheren Tod beschert hätte.

Also rief man mich an, ich war perplex, konnte mit Tieren ja nicht viel beginnen, war eingespannt in alle nur möglichen jobs, Affairen und Abenteuer und sagte dennoch ja.

So kam Tasko zu mir und ein ganzes Jahrzehnt der wildesten Abenteuer begann von einem Tag auf den nächsten.


Eines der besonderen und Lebensverändernden Abenteuer liest du am besten selbst in der Lebensreise von Tasko und Carlo:

Tasko und Carlo (Jack) auf dem Jakobsweg

Spanien, 2004

Aus dem Roman: Der Weg zum Selbst

Loading

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung