200 Gramm Liebe zum Rind…
Nicht, dass ich da mitreden kann, wenn es um gute, und ich betone GUTE Küche geht, denn eigentlich habe ich außer Ravioli aus der Dose, die ich meist kalt gelöffelt habe, nichts wirklich auf dem Ofen fabriziert. Sowas überlässt man halt besser denen, die sich mit Hitze, Fleisch, Kochkunst und Saucengedöns auskennen. Wenn unter meiner Flagge ein exzellentes Gericht an den Tisch in meinem Düwelsloch gefahren wurde, bedurfte es der Phantasie, eines professionellen Lieferanten, des sachkundigen Einkaufs, der wahren Kunst der Köche und des fachgerechten Heraustragens der Mädels am Service.
Was am Tisch ankam war stets ein Gedicht. Meist, naja, eigentlich immer, denn Lyrik, Sauce und Zutaten wie Fleisch und Co korrelierten, weil wir es lebten. Doch das war damals. Eine Kulinarische Reise.
Aber was mir heute widerfahren ist, setzt dem Koch die Mütze auf, dem Filetmesser das Limit und der Kunst des Anbratens die gezogene Linie.
Ein Steak, 200 Gramm schwer, mit einem Faden Fett als wäre es dazu geboren, angebraten wie ein Feuerliebendes Teufelchen, von einem echten Könner „English“ oder eher „rare“ gekürt und fein gewürzt, oberflächlich natürlich nur, wie es sich ziemt.
Der Schnitt dieser Legende akkurat, die Linie von Anschnitt, Fett, Wuchs und Kraft in einer grazilen Reihe von Schichten gelegt, Gott selbst könnte es kaum besser bereiten, wobei da nichts göttlich bereitet wurde, denn es ist des Kochs Messer, das den Brocken Rind so vorbereitet, sodass er im Gaumen des Kenners zerfällt, sich zwischen den lechzenden Lippen eines Red Beef Lovers wahrlich auflöst und ein Gefühl grandios kulinarischer Wonne hinterlässt, ohne aufdringlich daher zu kommen.
Gekonnt halt.
Pfeffersauce, Fritten und Salat kamen als Beigabe eher unwichtig wie auch im Steakfixierten Sinne unbeachtet, aber ergänzend dennoch sehr gut zum Genuss.
Das eigentliche Erlebnis dieser kulinarischen Reise in ferne Welten der Cowboys und Rinderherden aus dem brasilianischen oder vielleicht argentinischen Cow-Life war so, als reite man selbst den Stallion dieser Herde bester Zucht hinterher.
Die Kulinarische Reise in legendäre Gastronomien dieser Zeiten, wo Kulinarisch nur noch in sehr gehobenen Häusern stattfindet, ist es umso mehr wert. Selten habe ich besser gespeist als in meinem Düwelsloch seinerzeit. Heute ziehe ich meinen Hut nur noch selten und dann auch nur vor echtem Können aus der Küche und dem Serviceteam.