Singen, lachen, wandern
Anstreicher, nein nicht Landstreicher, sondern Malermeister, Pinselminister, Kleckser, Farbenverteiler, Tapetenguru, ein toller Mann der mit dem Fahrrad oder zu Schusters Rappen noch die wenigen Kunden besuchte.
Er war, ja er war halt er, ein Leben lang und das mit Inbrunst wie sonst so mancher nie es zu leben vermochte, ein Handwerksmeister der alten Garde.
Heinrich Göbel, Malermeister, im Krieg in Afrika gefangen genommen, bei schlechtem Dasein an das wenig zu erwartende Gute der Zukunft geglaubt und auch tatsächlich was draus werden lassen.
Nach Schmach und Pein, dem Verlust so manchen Freundes und der Sehnsucht nach daheim ist er irgendwann heim in den Norden des Waldecker Lande gekommen, hat eine alte Liebe, die Wincheringers Emi aus dem Saarland zufällig am Twister Bahnhof wiedergetroffen, sie nach Ehr und Sitte zum Weibe genommen und gemeinsam schufen sie Familie, haben den alten Hof umgebaut, Kinder in die Steinwüste der Nachkriegszeit gesetzt und sicher auch das eine oder andere Ding gedreht, um dem Überleben der Familie gerecht zu werden. Who knows.
Er hatte Stil, der alte Mann als den ich ihn in Erinnerung habe, jung kannte ich ihn nicht, meine Mutter, eine lebhafte, grazile und begehrenswerte Schöne, kannte ich wohl als Nachzügler ebenso wenig. Sie beide lebten keinen Traum, sondern einzig eine Verpflichtung.
Die Aufgabe, Besseres zu schaffen, für die Nachkömmlinge, doch was war der Sinn?
Nun, wir werden es nicht erfahren. Und es ist im Angesicht all der Seelen die den Planeten besucht, besiedelt, bevölkert, verbessert oder verunglimpft, und irgendwann verlassen haben, auch nicht wirklich wichtig, wer er, oder sie, war.
Heute, es ist der 10.11.2024, erinnere ich mich, und Dich, an meinen Vater. Er starb in 2010, andere trugen ihn zu Grabe, ich war auf der anderen Seite der Weltkugel und nicht da, um eine Handvoll Erde über sein Haupt zu streuen. Nicht schlimm. Das heucheln habe ich schon immer anderen überlassen.
Aber, so hat es eine der jungen unbedarften Menschen seinerzeit am Grab ausgesprochen, ich würde noch öfter an seinem irdenen Bette stehen als jeder andere der Tränen vergossen, um der eigenen Wichtigkeit, nicht aber dem Verstorbenen gerecht zu sein.
Hey, ich war so oft am Grab meiner Eltern.
Und Du so am Grab der Deinigen?
Remember and honor them – while you still can.