Eine Reise beginnt immer mit einer gewissen Erwartung.
Es ging schneller, als ich erwartet hatte: Schlüssel schnappen, Tür hinter mir zuwerfen, los. Wieder einmal. Beziehung gescheitert, Herz im Arsch – der übliche Ablauf. Vielleicht bin ich einfach nicht für das Zusammensein gemacht. Besonders dann nicht, wenn sich mein Leben auf Hierarchien wie „Wer bringt den Müll raus?“ reduziert.
Also war es mal wieder so weit, die Segel zu streichen. Der Plan? Mit dem Wind gen Süden. Schwabenland war das Ziel, zumindest offiziell. Aber wie so oft in meinem Leben kam alles anders, als gedacht.
Das Vorstellungsgespräch war angesetzt, die Beziehung war ohnehin Geschichte, und der Sommer hatte uns immerhin etwas hinterlassen: einen umgebauten Pferdehänger, gemütlich eingerichtet für Wochenenden am See. Jetzt sollte er als vorübergehende Bleibe dienen, eine Bleibe für mehr als acht Monate.
Jacky, mein treuer Broholmer, sprang ins Auto, ich packte das Nötigste ein und wir machten uns auf den Weg.
Die Fahrt ins Schwabenland war lang, aber nicht unangenehm. Jacky schnarchte auf dem Rücksitz, der Isuzu Pickup summte zufrieden vor sich hin, als hätte er längst geahnt, dass diese Reise kommen würde.
Beim Vorstellungsgespräch bestätigten sich meine Zweifel. Es lief … sagen wir, suboptimal. Nach nicht einmal einer Stunde war ich wieder draußen. Die Manager? Überheblich. Die Firma? Kalt und abweisend. Die ganze Atmosphäre? Einfach falsch.
Zurück beim Auto saß Jacky mit diesem Ausdruck auf dem Gesicht, den nur Hunde haben können. „War ja klar, dass das nichts wird“, schien er zu sagen. Und er hatte recht.
„Na gut“, murmelte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm, „dann eben weiter. Kroatien? Serbien? Vielleicht sogar Albanien? Was meinst Du, Jacky?“
Wer weiß schon, was er dachte. Gemeinsam, nur das zählt. Der Hänger war beladen, der Tank voll, und die Autobahn rief.
Jacky gähnte, ich startete den Motor, und die Reise begann. Während die Sonne langsam im Westen verschwand, folgte ich einfach meinem Bauchgefühl.
2019 sollte ein Jahr der Einsamkeit und eines der Freiheit werden.
Die Reise des Jahres
Kroatien war das erste Ziel. Glitzerndes Meer, endlose Strände und eine wohltuende Stille, die meine Gedanken klärte. Es ging weiter nach Serbien, wo die Menschen herzlich, das Essen reichhaltig und die Straßen … na ja, ausbaufähig waren. In Albanien fanden Jacky und ich eine Art Ruhe, die ich in meinem bisherigen Leben in Europa so nicht gekannt hatte.
Nach einem halben Jahr zog es uns langsam zurück. Erneut Serbien, dann Österreich, die Schweiz, und schließlich heim ins Waldecker Land. Der Frühling hatte es entfacht, den Sommer genossen wir am Meer und in subtropischen Gefilden, der Herbst brachte Regen, Unsicherheit und Heimweh, die Reise war vorbei, der Hänger triefte voller Erinnerungen, und Jacky? Ich glaube, Jacky war zufrieden und irgendwie auch glücklich in seiner Fellnasenseele.
Es waren tausende Kilometer voller Asphalt, atemberaubender Landschaften und neuer Gesichter, gemeinsamer Spaziergänge und endloser Wanderungen, begleitet von dem Gefühl, einen echten, wahren und lebenslangen Freund zu haben.
War sie abenteuerlich, die Reise? Vielleicht nicht im klassischen Sinne. Aber die gemeinsame Zeit mit Jacky – das war das eigentliche Abenteuer.
Leider war es auch das letzte große Abenteuer von Jacky und Jack.
Jacky ist jetzt auf dem Regenbogen. Und so ganz allein sind meine Abenteuer auch vorbei.